Rezension: Historische Kriminalfälle im Landkreis Uelzen, Tino Wagner
Jarlitz: In der Nacht vom 19. zum 20. August, während des Feuers hier am Orte, wurde von jungen Leuten aus Oitzen eine bestialische Tat vollbracht. Die als Raufbolde bekannten Bengels fielen über den Hofbesitzer Hermann Wöhling, der in der fraglichen Nacht in Stöcken weilte, her und schlugen dermaßen auf ihn ein (ohne jeglichen Grund), daß Wöhling sofort in ärztliche Behandlung genommen werden mußte. Wie verlautet, sind dem W. mehrere Rippen gebrochen und ein Auge ausgeschlagen. Hoffentlich wird die Staatsanwaltschaft, die sich der Sache schon angenommen hat, diesen Rohlingen eine Quittung geben, daß ihnen ein für allemal die Lust zu weiteren Schlägereien vergeht. In derselben Nacht passierte noch ein weiterer Fall von Messerstecherei; doch dürfte er ohne ernstliche Folgen für die Beteiligten abgelaufen sein.
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Rezension
Tino Wagner hat mit seiner aktuellen Publikation direkt meinen persönlichen Geschmack gefunden. Nach einer kurzen Einleitung in die Thematik und die Quellenlage für die Recherchen für das Buch, steigen wir direkt in die zahlreichen Beiträge um historische Kriminalfälle ein.
Wir machen einen Ausflug durch verschiedene Zeitepochen und erleben mit welchen unterschiedlichen Auffassungen die Straftaten erfasst und bewertet wurden. Es gibt Mordfälle, unzüchtiges Verhalten, Vergewaltigungen, Raub und viele weitere Vorfälle aus den Jahren 1580 bis 1945.
Viele Ahnenforscher freuen sich, wenn in der eigene Linie spannende Vorkommnisse zu entdecken sind, auch wenn wir uns freuen können, wenn unsere Vorfahren weder Täter noch Opfer in diesen Kriminalfällen sind ist es eine interessante Lektüre für jeden Geschichtsinteressierten.
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Broschiert: 128 Seiten
Verlag: Sutton Verlag; Auflage: 1 (November 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3954002818 – 16, 95 €
Die Website mit weiteren Leseproben und vielen Informationen zum Buch findet sich auf:
http://www.kriminalfaelle-im-kreis-uelzen.de
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Wer jetzt schon nicht genug von historischen Kriminalfällen bekommt, sollte bis zur Lieferung des Buches einfach mal auf der Seite der Spiegel, EinesTages – Zeitgeschichte auf Spiegel.de vorbeischauen.
Es sind einige Kriminalfälle anschaulich dokumentiert:
http://einestages.spiegel.de/external/SearchTopicAlbum/l0/12/Soriginal_publicationdate/SDESCENDING/SHistorische+Kriminalf%E4lle/SALL.html#searchResults
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Haben Sie auch historische Kriminalfälle oder spektakuläres in der eigenen Familiengeschichte? Ich würde mich über Kommentare dazu sehr freuen 🙂
Klingt interessant. In Walddorf gab es auch einen Kriminalfall in einer meiner Nebenlinien der Familie Heim. Da wurde die Tochter der Ochsewirtes von ihrem Liebhaber erschossen.
Mein 8facher Urgroßvater, Anton Frisch, *07.06.1709 in Kruft bei Koblenz, ausgewandert ca. 1725 ins Banat(Österreich-Ungarn), +12.08.1753 in Ulmbach/Banat(Österreich-Ungarn) ermordet:
„Er wurde am St. Lorenz-Tag im Wirtshaus niedergestochen. Der Chyrurgus (Anm.Wundarzt) bemühte sich elf Tage und Nächte die Wunden zu heilen und ihn (Anm. Anton Frisch) am Leben zu erhalten. Er starb am 12.08.1753 um zwei Uhr nachmittags. Das Temesvarer Verwalteramt ordnet am 28.08.1753 an, das das Zeugenverhör und die Ermittlung über den von dem Feldscher Ekhard erstochenen Ujpetscher (Anm. Ulmbacher) Unterthan eingesendet werde.“
Eine meiner Ahninnen wurde vor fast 300 Jahren, am 18. Dezember 1725, bei ihrem Heimatdorf Sölde, das heute ein Vorort der Stadt Dortmund ist, ermordet. Im Kirchenbuch steht:
Anno 1725
violenta morte a (Patrone?) quidam ex Belmerich orto nomine goert Thoms illata obiit 18 Xbris quintam inter et sextam verspertinam Catharina Margaretha Wulf uxor joannis Theodori Lemkühler cujus anima reqiescat in pace. homicinum illus patratum est prope a(b)latam molam Soldersem.
Im Jahre 1725
starb durch tödliche Gewalt von (Patron?, Spitzname?) aus Billmerich, mit richtigem Namen Thomas Goert, am 18. Dezember zwischen der fünften und sechsten
Nachmittagsstunde Catharina Margaretha Wulf, Ehefrau von Johann Theodor Lehmkühler, deren Seele in Frieden ruht. Jene Mordtat wurde nahe der früheren Sölder Mühle verübt.
Das Paar hatte erst 1722 geheiratet, man kann also davon aus gehen, dass das Mordopfer noch recht jung war. Zwei kleine Kinder, eine Tochter und ein Sohn, verloren durch das Verbrechen ihre Mutter. Der Witwer heiratete 1726 erneut.
Leider habe ich nie die Zeit gefunden, nach Gerichtsakten über den Fall zu suchen. Vielleicht gelingt es mir jetzt, da ich im Ruhestand bin, die tragische Geschichte abzurunden.
Kriminalfälle gibt es in meiner Familie zwar keine, aber dafür alte Gerichtsakten über Erbschaftsstreiterein. Auch ganz spannend…
Nein, einen Kriminalfall habe ich bisher nicht gefunden. Allerdings ist mein Ururgroßvater auf mysteriöse Weise verschollen, wurde von seiner Frau wegen „böswilligen“ Verlassens geschieden und später für tot erklärt. Sehr spannend, obwohl ich gerne mehr darüber erfahren hätte.
Kriminalfälle nicht gefunden -ausser familiären Vorfällen nichts.
zb meine Uroma hat in einem reichen Haushalt gearbeitet – wurde dort schwanger. kam nach Hause heiratete einen „Ersatz“. Eine arme Familie, Essen war immer da – Geld nie. Mein Großvater hat dann als junger Mann ein riesiges Haus gebaut, Land gekauft. Es heißt , sein richtiger Vater hätte ihm dies bezahlt.
Kriminalfälle sind mir nicht bekannt,
aber in der Familie von meinem Vater konnten einige Verwandte Geister sehen. Mein Großvater der Förster war, hatte seinen toten Sohn (er war im Alter von 6 Jahren gestorben) öfters auf dem Heimweg gesehen, er ist mit ihm ein Stück Weg gelaufen und hat sich mit ihm unterhalten. Auch andere Verwandte aus der Familie hatten ähnliche Geschichten erzählt über bereits vestorbene Angehörige.
Kriminalfälle gibt es in meiner Familie nicht. Meine Oma hatte allerdings in ihrem Leben viele mysteriöse Geschichten erzählt, die sie erlebt hat. Das war richtig spannend. Manchmal auch gespenstisch.